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HEEL

HEEL Verlag GmbH

Gut Pottscheidt

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© 2017 HEEL Verlag GmbH

Autor: Werner Köhler

Satz und Gestaltung: gb-s Mediendesign, Königswinter

Zeichnungen: Olaf Schumacher, gb-s Mediendesign, Königswinter

Fotos: Werner Köhler

Covergestaltung: Andrea Martens, Bonn

Coverbilder: © picture-alliance: dpa-Fotoreport (Eurythmics), dpa Fotografia (Jimi Hendrix), Jazz Archiv (BAP), dpa (Nena, Carlos Santana), AP Photo (Elvis Presley), United Archives (Toten Hosen), CITYPRESS24 (Rolling Stones), © Action Press (The Beatles)

Projektleitung: Ulrike Reihn-Hamburger

Lizenziert durch SWR Media Services GmbH.

Alle Rechte, auch die des Nachdrucks, der Wiedergabe in jeder Form und der Übersetzung in andere Sprachen, behält sich der Herausgeber vor. Es ist ohne schriftliche Genehmigung des Verlages nicht erlaubt, das Buch und Teile daraus auf fotomechanischem Weg zu vervielfältigen oder unter Verwendung elektronischer bzw. mechanischer Systeme zu speichern, systematisch auszuwerten oder zu verbreiten.

– Alle Rechte vorbehalten –

Printed in Croatia

ISBN 978-3-95843-583-4

eISBN 978-3-95843-619-0

Die Originale der Illustrationen dieses Buchs können Sie bestellen unter:

www.cartoonhouse.de

Inhalt

Vorwort

Carlos Santana: Der Vogel und die Geige

Elvis Presley: Fahrrad oder Gewehr? Oder doch lieber Gitarre?

Johnny Cash: Ein Dollar für das Schlagzeug

Elvis Presley: Der Wüterich in Studio B

The Bangles: Nackt im Tonstudio

The Beatles: Die geprellte Zeche

Barry Ryan: Erlebnisse mit Eloise

Leonard Cohen: Suzanne, eine platonische Liebe

Eric Clapton: Als sie endlich fertig war, war auch der Song fertig

Rolling Stones/Marianne Faithful: Der Song, der aus der Küche kam

The Beatles: Wie aus Rühreiern ein Welthit wurde

The Beach Boys: Jede Menge Sand in der Wohnung

Rolling Stones: Satisfaction – Dem Kassettenrekorder sei Dank

Jimi Hendrix: Schwäbische Spätzle für den Rockstar

Brian May: Die Special Red Gitarre

Carlos Santana: Der Kampf gegen die Schlange

Procol Harum: Keiner wollte es singen

Janis Joplin: Das letzte Mal am Mikrofon

Lynyrd Skynyrd: Die Rockband und der Sportlehrer

Dire Straits: Die Dixieland-Kapelle

Udo Lindenberg: Klassische Musik

Boomtown Rats: Die furchtbare Geschichte von „I Don’t Like Mondays“

Bachmann-Turner Overdrive: Song mit Gestotter

Pink Floyd: Die Kinder der Islington Green School

Eurythmics: Tücken der Technik

Nena: Beim Stones-Konzer

Falco: Was soll i mit den Kaasrollern?

BAP: Wir wollten nur einmal in der Woche einen Kasten Bier leer proben!

Milli Vanilli: Aussehen ist alles …

Michael Jackson: Eine Pistole in der Post

Herbert Grönemeyer: Bitte lass deine Gitarre zuhause

Madonna: Die undankbare Diva

Simple Minds: Das ungeliebte Kind

U2: Eine schwere Geburt

Simply Red: Wie Rot ist Simply Red?

Roxette: Der amerikanische Austauschstudent

Dire Straits: Geld für nichts und die Mädels umsonst!

Metallica: Die zarte Seite

You’ll Never Walk Alone: Vom Broadway ins Fußballstadion

Foreigner: Der einsame Fan im Regen

Die Toten Hosen: Telefonat mit der Bundeskanzlerin

Gedanken: Kann Musik die Welt verändern?

John Lennon: Die weiße Feder

Vorwort

Seit Urzeiten erzählen sich Menschen Geschichten. Zu allen Zeiten, in allen Kulturen, ob am Lagerfeuer, im Nomadenzelt, am Stammtisch oder in der Familie – Geschichten sind von alters her ein wichtiger Teil des menschlichen Zusammenlebens. Gerade, weil unsere Zeit so atemlos geworden ist, weil SMS-Nachrichten, E-Mails und Tweets unsere Kommunikation prägen, möchte ich Ihnen Geschichten erzählen. Geschichten über Musik.

Wie entstehen Songs? Warum klingt das Lied so und nicht anders? Woher kommen die Ideen? Welche Zufälle und Schicksale, Höhenflüge und Abgründe spinnen sich um die Entstehung eines Welthits?

Seit wir zum Jahresbeginn 2016 in SWR1 Rheinland-Pfalz mit „Hits und Storys“ auf Sendung gegangen sind, haben wir 120 Geschichten aufgenommen, mit Musik und Geräuschen zu Miniatur-Hörspielen verarbeitet und gesendet. Gleich­zeitig wurde eine Bühnenshow auf die Beine gestellt.

Die Resonanz ist überwältigend. Ausverkaufte Häuser und viele Zuschriften haben uns gezeigt, wie groß das Interesse an solchen Geschichten ist.

„Jetzt höre ich das Lied mit anderen Ohren“ oder „Endlich weiß ich, worum es in meinem Lieblingslied in Wirklichkeit geht“, so oder ähnlich haben sich Zuhörer immer wieder geäußert.

Das ist es, was ich erreichen möchte – Musik näher bringen und das in gut zugänglicher Form, ohne Bildungsanspruch, kulturelle Belehrungen oder Fach­jargon. Geschichten zum Schmökern, mal lustig, mal traurig, zum Nachdenken und auch zum Weitererzählen.

Der Erfolg im Radio und die begeisterten Zuhörer bei den Veranstaltungen
haben zu der unausweichlichen Frage geführt: Warum gibt es „Hits und Storys“ nicht als Buch?

Genau, warum eigentlich nicht? Hier ist es.

Viel Vergnügen beim Lesen

Werner Köhler

Anfänge

Der Vogel und die Geige

1952 – ein kleines Häuschen in der staubigen mexikanischen Kleinstadt Autlán de Navarro. Eine Familie sitzt am Tisch, Mutter, Vater und die vier Kinder, man ist gerade mit dem Essen fertig.

„Komm mal mit“, sagt der Vater José zu seinem jüngsten Sohn.

Im Garten unter einem Baum nimmt José seine Geige in die Hand und spielt dem Jungen eine Melodie vor.

Da fliegt ein kleiner Vogel heran und setzt sich auf einen Ast dicht neben den Vater. Das kleine Tier bleibt still sitzen während José spielt, aber nach einer Weile beginnt das Vögelchen zu zwitschern. José setzt die Geige kurz ab, spielt dann wieder einige Töne. Der Vogel hört aufmerksam zu, bevor er wieder zu zwitschern beginnt. Es geht hin und her – wie ein kleiner Dialog.

Als José die Geige wieder in den Kasten zurücklegt, fliegt der kleine Vogel davon.

„Siehst Du“, sagt der Vater zum Sohn, „das geht auch mit Menschen“.

In diesem Moment beschließt der fünfjährige Carlos Santana, Musiker zu werden.

Diese kleine Episode aus der Kindheit Carlos Santanas hat mich immer berührt, weil sie etwas Wesentliches über Musik sagt. Musik hat die Kraft, ein Leben zu verändern.

Auch in meinem Leben hat es diesen Moment gegeben, in dem mich die Musik unvermittelt gepackt hat:

Es war am 24. Dezember 1964. Unter dem Christbaum lagen zwei Beatles-Sin­gles. Sie waren eigentlich für meinen älteren Bruder bestimmt. Ich erinnere mich lebhaft, wie er die kleine Schallplatte mit dem grünen Label auflegte und wie sie sich auf dem Plattenteller drehte. Bisher hatte ich nur meine Märchenplatten auf diesem Plattenspieler gehört.

Die ungeheure Energie, die mir da aus dem Kasten mit dem grünen Leuchtauge entgegenkam, haute mich ganz einfach um. Da war etwas in der Musik! Kraft, Individualität, aber auch Wut und Protest. Ganz anders als die Schlager, die ich bisher kannte. Ich war 10 Jahre alt.

Was war das? Ich hatte keine Ahnung, wie man diese Musik nennt und woher sie stammt. Eins aber wusste ich intuitiv: Irgendetwas darin hat mit mir zu tun. Das ist Musik für mich.

Mit der Weihnachtsstimmung war es dann vorbei. Statt Kling, Glöckchen ertönten den ganzen Abend lang die Vier aus Liverpool im festlich geschmückten Wohnzimmer, nur kurz unterbrochen, wenn wir die Platte umdrehen oder wechseln mussten. Love Me Do, Please, Please Me, I’m Happy Just To Dance With You und – das Wildeste von allen: Slow Down. Die Beatles waren der Auslöser. An dem Tag bin ich ein Musik-Verrückter geworden.

Slow Down war der erste Rock ’n’ Roll meines Lebens.

Von den amerikanischen Rock-‘n‘-Roll-Stars der 1950er Jahre, wie Elvis Presley, Chuck Berry oder Bill Haley, hatte ich noch nie gehört. Dass sich die Beatles in ihrer Anfangszeit vor allem an diesen Musikern orientierten, war zu mir noch nicht vorgedrungen. Interessierte mich damals auch nicht. Meine Offenbarung waren die Beatles.

Später habe ich ein Interview gehört, in dem John Lennon erzählte, wie er als 16-Jähriger einen Elvis-Film im Kino gesehen hat und wie jedes Mal, wenn der Star auf der Leinwand erschien, die Mädchen zu kreischen begannen. „That’s a good job“, sagte sich John, und gründete einige Tage später mit Schulfreunden seine erste Band: Die Quarrymen, aus denen Jahre später die Beatles hervorgingen.

Neben den Beatles interessierten mich die Bands, die in ihrem Gefolge populär wurden: Die Rolling Stones, The Who, The Kinks, Small Faces, Cream oder Procol Harum. Die waren aufregend für mich und haben mich begeistert, Elvis Presley fand ich dagegen langweilig und veraltet. Erst, als ich im Studium damit anfing, tiefer in die Musik einzudringen und mich auch mit den Zusammenhängen zu befassen, wurde mir der gewaltige Einfluss Elvis Presleys auf die nachkommenden Generationen bewusst.

Und wie hat es bei Elvis Presley angefangen? Davon erzählt die folgende Geschichte, die sich in der unscheinbaren Kleinstadt Tupelo, eine knappe Autostunde süd-östlich von Memphis, zugetragen hat.

In dieses Nest würde sich kein Tourist verirren, wäre hier nicht Elvis Presley geboren. Hier kann man das hölzerne und winzig kleine Elternhaus des King of Rock ’n’ Roll besichtigen. In der Hauptstraße findet man einen weiteren geschichtsträchtigen Ort: ein großes, schmuckloses, kastenförmiges Gebäude, den Tupelo Hardware Store. Es ist eins dieser typisch amerikanischen Geschäfte, in denen man fast alles kaufen kann. Die Regale reichen bis unter die Decke, da steht Schmieröl neben Marmelade, Werkzeug neben Schuhen – und Unterhemden sind neben Fahrradschläuchen aufgestapelt. Früher konnte man hier auch Gewehre kaufen, heute nicht mehr. Hier spielte sich eine kleine Szene ab, die großen Einfluss auf die Entwicklung des Rock ’n’ Roll haben sollte.

2011 waren wir auf einer SWR1-Hörerreise mit unserer Gruppe dort. Mr. Riley, der Verkäufer, erzählte uns, was sich hier vor vielen Jahren zugetragen hat. Hinterher habe ich bei ihm eine leckere Cranberry-Marmelade erstanden.

Elvis Presley

Gitarre oder Gewehr?

8. Januar 1945. An diesem Tag betritt eine Mama mit ihrem Sprössling den Tulepo Hardware Store.

Der kleine Elvis wird 10 Jahre alt. Zum Geburtstag wünscht er sich ein Fahrrad, und das möchte Mama Gladys jetzt mit ihm kaufen.

Da entdeckt Elvis ein Gewehr an der Wand.

„Ich mag das Gewehr haben“, ruft er.

Mama Gladys hält davon gar nichts: „Du bist viel zu klein für ein Gewehr. Nein, ein Gewehr kriegst Du nicht!“

Der Kleine ist ein Sturkopf. „Ein Gewehr, ein Gewehr will ich haben“. Er stampft mit den Füßen und wirft sich vor Wut auf den Boden.

Hinter der Theke steht Mister Bobo und sieht dem Drama zu. Mister Bobo hat eine Idee. „Wie wär’s denn damit?“, sagt er, nimmt eine Gitarre von der Wand und hält sie Elvis hin. Der zögert. Mister Bobo holt einen Hocker, der Junge darf sich setzen und bekommt die Gitarre in die Hand. Vorsichtig streicht er über die Saiten und ein Lächeln zeigt sich auf seinem Gesicht. Elvis ist wie verzaubert. Kein Gedanke mehr an ein Gewehr, das Fahrrad ist auch vergessen. Die Gitarre ist es.

Gladys Presley bezahlt 7 Dollar und 95 Cent für das Instrument.

Elvis wird die Gitarre viele Jahre besitzen. Er nimmt sie überall mit hin, auch in die Schule. Bis zu seiner ersten Plattenaufnahme spielt er auf dieser Gitarre für 7,95 Dollar.

Am 5. Juli 1954 ist es dann so weit. Elvis Presley nimmt im Sun Studio in Memphis seine erste Schallplatte auf: That’s All Right.

Für mich ist die Geschichte mehr als nur eine nette Anekdote. Dass Elvis statt zum Gewehr zur Gitarre greift, darin steckt für mich eine der wichtigsten Botschaften der Musik.

Wie würde die Musikgeschichte aussehen, wenn Elvis das Fahrrad genommen hätte?

Als ich zum ersten Mal das Sun Studio in Memphis betrat, war ich überrascht, wie unscheinbar und wenig spektakulär es von innen aussieht. Außen ist es herausgeputzt, eine riesige Gitarre hängt dekorativ vor dem Eingang und Schilder weisen auf Elvis Presley und die ruhmreiche Vergangenheit des Studios hin. Das Sun Studio ist eine Attraktion für Musikfans – und so sieht es auch aus.

Drinnen hat man Gott sei Dank nichts verändert. Als Erstes kommt man am Schreibtisch von Marion Keisker vorbei. Ihre große, schwere Schreibmaschine steht noch an ihrem Platz. Hier vor dem Schreibtisch hat Elvis 1953 darum gebeten, eine Platte aufnehmen zu dürfen. Marion war die Assistentin des Sun Studios und war die Erste, die das Talent Elvis Presleys erkannte. Im Aufnahmeraum sind Flecken auf dem unebenen Fußboden. Der Schall­isolierung an den Wänden sieht man das Alter an. Einige alte Verstärker, ein Kontrabass und Mikrophone stehen herum. Man hat alles so gelassen wie damals. Heute noch werden Aufnahmen in diesem Raum gemacht. U2 haben hier aufgenommen, auch Paul McCartney, Mark Knopfler, Tom Petty oder Maroon 5. Sie alle wollten an gleicher Stelle spielen, wie ihr Idol.

Für mich war es ein fast unwirkliches Gefühl, an dem Ort zu sein, von dem in den 1950er Jahren eine musikalische Revolution ausging. Elvis spielte hier seine ersten Hits ein, Carl Perkins nahm hier den Klassiker Blue Suede Shoes auf, Jerry Lee Louis hämmerte hier auf dem Klavier und der große Johnny Cash, den ich so sehr verehre, produzierte hier seinen ersten großen Hit: I Walk The Line.

UNSEREM Studioführer – verwegen aussehend mit Sonnenbrille, langen Haaren und Elvis-Koteletten – verdanke ich die Geschichte von Johnny Cash und dem Dollarschein.

Info Ein Zeitungszitat aus den 1950er Jahren: „Elvis Presley ist die drittgrößte Gefahr für die Menschheit, nach dem Atomwettrüsten und der australischen Grippe.“

Elvis Aaron Presley wurde am 8. Januar 1935 in TupeloMississippi geboren.

Seine Vorfahren kamen aus Deutschland. Im Jahre 1709 wanderte Johann Valentin Pressler aus Niederhochstadt in der Pfalz mit seiner Familie in die USA aus. Den Name Pressler änderte er dort in Presley.

Elvis Presley hatte einen Zwillingsbruder, der bei der Geburt starb.

Verändert man im Namen Elvis die Reihenfolge der Buchstaben, ergibt sich das Wort Lives. Elvis lives – Elvis lebt! Vielleicht kommt daher das merkwürdige Gerücht, das Elvis-Fans jahrelang verbreitet haben: Elvis sei nicht gestorben, sondern arbeite unerkannt als Tankwart einer Tankstelle in Alabama.

Mit wahrscheinlich über einer Milliarde verkaufter Tonträger gilt Elvis Presley als einer der erfolgreichsten Künstler der letzten einhundert Jahre.

Johnny Cash

Ein Dollar für das Schlagzeug

2. April 1956. Sam Phillips, Besitzer des Sun Studios, hat den jungen und unbekannten Johnny Cash zu Plattenaufnahmen eingeladen. Johnnys Band heißt „The Tennessee Two“. Es sind nur zwei Musiker, sie spielen Gitarre und Bass. Einen Schlagzeuger haben sie nicht.

Johnny Cash ist unzufrieden. Sein neues Lied klingt irgendwie lahm, so ganz ohne Schlagzeug. Bassist Luther Perkins hat einen guten Einfall: Er zieht einen Dollarschein aus der Tasche und klemmt ihn zwischen Johnnys Gitarrensaiten. Die Saiten werden, wenn Johnny jetzt die Gitarre anschlägt, vom Papier am Schwingen gehindert und geben statt eines Tons ein schnarrendes Geräusch von sich – ähnlich einer Snare-Drum. Das erzeugt einen guten Rhythmus und erinnert an einen fahrenden Zug: Bum-chicka-bum-chicka-bum-chicka …

Das ist der Rhythmus, mit dem I Walk The Line beginnt.

Ich gehe die Linie entlang, so kann man den Songtitel wörtlich übersetzen. Dabei geht es aber nicht um den polizeilichen Linientest, mit dem man feststellt, ob ein Autofahrer alkoholisiert ist oder nicht. „To walk the line“ bedeutet: In der Spur bleiben, die Augen offen halten, sich anständig benehmen.

Johnny Cash hatte in seinem Leben oft große Probleme, „in der Spur zu bleiben“.

Bevor er auf Tour ging, versprach er seiner jungen Frau Vivian immer wieder: Ich werde keinen Alkohol trinken und ich werde mich von den Damen fernhalten. Ich bleibe anständig – I walk the line.

Das Versprechen hat er nie gehalten. Auf Tour zu sein hieß für ihn: Konzerte, Alkohol, Partys und Frauen. Johnny Cash konnte keinem Angebot widerstehen. Das führte in eine schwere Alkoholsucht und Tablettenabhängigkeit. Gewaltausbrüche und Konzertabsagen waren die Folge. 1967 ging seine Ehe mit Vivian in die Brüche.

Erst seine zweite Frau, die Country-Sängerin June Carter schaffte es, Johnny Cash wieder aufzurichten. Bei ihr kam er zur Ruhe und blieb dann auch endgültig in der Spur, so wie er es in I Walk The Line versprochen hat.

Info Johnny Cash trug den Beinamen „Man in Black“, weil er grundsätzlich in schwarzer Kleidung auftrat. Jeden Auftritt begann er mit den Worten: „Hello, my name is Johnny Cash“.

Aufsehen erregte sein Heiratsantrag an June Carter, den er auf offener Bühne während des Songs „Jackson“ vortrug. Das Publikum jubelte, als sie „Ja“ sagte. Das Paar blieb 35 Jahre lang zusammen, bis beide 2013 kurz
hintereinander verstarben.

Von I Walk the Line gibt es auch eine deutsche Version. Johnny Cash, der als US-Soldat in Landsberg am Lech Dienst geleistet hat, nahm 1956 in New York eine Version speziell für den deutschen Markt auf. Unnötig, wie sich herausstellte. Die deutsche Fassung fand hierzulande so gut wie keine Beachtung und ist fast völlig vergessen – das deutsche Publikum bevorzugte das Original. Der deutsche Titel lautete: „Wer kennt den Weg?“

Titel: I Walk the Line
Interpret:
Johnny Cash
Jahr:
1956
Musik/Text:
Johnny Cash
Charts:
1 (USA)